Fangen wir vorne an. Auf der Buslinie 46 und der Tramlinie 13 soll es zusätzliche Tempo30-Abschnitte geben. Dies verlangsamt die Linien, was zu zusätzlichen Kosten führt. Gemäss den Ausführungen der VBZ kann ab einer zusätzlichen Fahrzeit von 30 bis 40 Sekunden ein zusätzlicher Kurs nötig werden. Über einen ganzen Tag gesehen braucht es neben einem weiteren Fahrzeug rund sechs zusätzliche Fahrerinnen oder Fahrer, was allein jährliche Personalkosten von über CHF 0.6 Mio. auslöst – pro Linie.
Weil der ZVV diese – aus Sicht des öV unnötigen – Mehrkosten nicht deckt, kommt man auf die Idee die Quartierbuslinie 38 einzustellen, weil sie auf dem Papier die gleiche Region wie die Linien 13, 46 und 69 bedient. Aber eben, auf dem Papier, schaut man es dreidimensional an, dann wird klar: Die Linie 38 verbindet die am Hang gelegenen Wohngebiete am Höngger- und am Waidberg mit dem Quartierzentrum und dem Friedhof, den Sportanlagen und dem Erholungsgebiet auf dem Hönggerberg. Vorallem für ältere Menschen, Eltern mit kleinen Kindern oder Personen mit Einkaufstaschen wären die Steigungen von der Michel- und der Kürbergstrasse ohne die Buslinie 38 nicht oder nur mit privaten Fahrzeugen zu bewältigen. Eine Einstellung dieser Buslinie würde daher sicherlich zu einer Zunahme des motorisierten Individualverkehrs in Höngg und besonders auf dem Hönggerberg führen und – noch viel schlimmer, beispielsweise für ältere Verwitwete, die selber nicht mehr fahren können, ein regelmässiger Besuch auf dem Friedhof sogar verhindern.
Das alles wegen zusätzlichen Tempo 30 -Abschnitten auf öV-Hauptlinien. Zur Begründung des Lärmschutzes: Tempo 30 ist eine mögliche Massnahme zum Lärmschutz, es gäbe auch andere, wie zum Beispiel lärmarme Beläge. Zum Thema 30 und Lärmschutz hat sich der Stadtrat in Höngg sowieso schon zum Gespött gemacht: Nicht nur 34 neue 30er-Tafeln hat er im Sommer 2019 in den rund 100m um den Meierhofplatz montiert, sondern der 80er-Gelenk-Dieselbus ist auf der steilen Gsteigstrasse nach der «Lärmsanierung» nun lauter als vorher, was eigentlich jede Hönggerin und jeder Höngger kommen sah.
Auch wenn die Buslinie 38 nicht eine so massive Auslastung hat, möchte ich darauf hinweisen, dass eine Temporeduktion auf den öV-Achsen des 46er und 13ers vielen Hönggerinnen und Hönggern schadet. Hat man z.B. von Meilen an Zürich HB gerade mal 14 Minuten, hat man vom Rütihof in Höngg bis zum HB heute schon 23 Minuten. Höngg, aber auch andere City-ferne Stadtquartiere können keinerlei Interesse an Temporeduktionen auf öV-Achsen haben, denn das verlangsamt, verteuert und verschlechtert das öV-Angebot. Und ein schlechteres öV-Angebot reduziert die Nachfrage und fördert eine Verlagerung auf andere Verkehrsmittel…
Darum wollten die Gemeinderäte Andreas Egli und Martina Zürcher mit ihrem Postulat 2021/77 den Stadtrat auffordern zu prüfen, wie auf Temporeduktion auf öV-Hauptachsen, namentlich die auf der Buslinien 46 sowie der Tramlinie 13 geplanten, verzichtet werden kann, damit solche Temporeduktionen nicht zu Verschlechterungen der öV-Qualität (u.a. bei Takt, Kosten und Fahr-tendauer) und der daraus resultierenden Kostendruck nicht zur Schliessung von Quartierlinien, namentlich der Linie 38 in Höngg, führt. Leider hat dies eine Mehrheit des Gemeinderats abgelehnt.
Überwiesen hat der Rat dagegen das Postulat 2021/75 von Grünen und SP. Wir hätten dies mitunterstützt, wenn sie auf unseren Textänderungsantrag eingegangen wären. Wir wollten nämlich den zweiten Teil des Satzes streichen, welcher nicht umsetzbar ist, sodass der Text nur noch geheissen hätte «Der Stadtrat wird aufgefordert zu prüfen, wie die Buslinie Nummer 38 aufrecht erhalten werden kann.» Dieser Satz beinhaltete dann Grünen und SP scheinbar zu wenig Ideologie und sie haben unseren Textänderungsantrag abgelehnt.